Serenadenkonzert der Heppenheimer Stadtkapelle verzaubert im Klostergarten das Publikum

Der schöne Klostergarten ist das passende Ambiente für das Konzert der Heppenheimer Stadtkapelle.
Foto: Astrid Wagner
Heppenheim. Es ist bereits eine lange Tradition, dass die Vinzentinerinnen einmal im Jahr ihren Klostergarten öffnen, um die Bevölkerung zu einem Konzert der Heppenheimer Stadtkapelle einzuladen. Zum mittlerweile zehnten Mal verzauberten die rund 40 Musikerinnen und Musiker am späten Samstagnachmittag ihr zahlreich erschienenes Publikum mit ganz unterschiedlichen Melodien und Rhythmen. Nur einmal in all den Jahren fiel die Veranstaltung dem Wetter zum Opfer – und auch Corona grätschte dazwischen. Seit dem vergangenen Jahr aber ist wieder alles so, wie es sein soll.
Bei herrlichem Frühlingswetter konnte Generaloberin Schwester Brigitta Buchler die Besucher begrüßen, die auf Bierbänken, Stühlen und auf der Wiese Platz genommen hatten. Der Klostergarten bot das passende Ambiente. Überall blühte es, sogar die Maiglöckchen hatten pünktlich zum Wonnemonat ihre Knospen geöffnet. Zum ansprechenden Klostergarten sagte die Oberin: Dies alles sei das Werk der Schwestern Rosa und Felicias sowie des rührigen Hausmeisters.
„Heute war die große Krönung in London – aber das ist heute der krönende Abschluss“, sagte sie und lachte. „Die Leute strahlen alle und sind begeistert“, wandte sie sich wertschätzend an die Protagonisten des Konzertes, zu dem in jedem Jahr Menschen jeden Alters strömen.
Zur besten Serenadenzeit ging es los unter der bewährten Leitung von Dirigent Wilco Grootenboer. Mitmusikerin Melanie Schmitt führte gekonnt durch das Programm, erläuterte zu jedem gespielten Stück etwas Wissenswertes. „Die Musik bringt uns dazu, gemeinsam zu singen und zu tanzen“, lud Schmitt die Zuhörer ein, „gemeinsam den Zauber der Musik zu erleben“.
Das Konzert begann mit dem wunderbaren Choral Nummer 3. Dann folgte eines der Lieblingslieder der Musiker, das „Concerto d’Amore“, ein Stück, das klassische Elemente und modernere Rhythmen vereint und das Publikum in eine besondere Klangwelt entführte. Das Stück aus der Feder von Jacob de Haan beeindruckte mit vielen Tempowechseln, getragene Momente wechselten ab mit fröhlich-leichten Passagen. Kleine Kinder tanzten ausgelassen zum Takt der Musik und hatten ebenso viel Spaß wie die Eltern und Großeltern. Lebensfreude pur im Klostergarten.
Die English Folk Song Suite ist eines der berühmtesten Werke des englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams. Ein begabter Musiker, der auch Symphonien, Filmmusiken und Opern schrieb und ein Kirchengesangbuch herausgab. Die Heppenheimer Stadtkapelle spielte den ersten und dritten Satz der vorwiegend als Marsch arrangierten Suite. Den Anfang machte der Marsch Seventeen come Sunday“, der in gegensätzlichen Melodien die Geschichte vom jungen Soldaten und einem hübschen Mädchen erzählt.
Im dritten Satz „Folksongs from Somerset“ kann man eine Vielzahl traditioneller Melodien erkennen. Ein Stil, an den sich die Musiker erst „herantasten“ mussten, wie Melanie Schmitt erzählte. Von einem Herantasten war beim Konzert jedoch nichts mehr zu spüren. Längst haben die Stadtmusikanten das Werk zu ihrem gemacht und begeisterten die Zuhörer.
Ein regelrechtes Gute-Laune-Stück ist „Get up an go“, bei dem das Stillsitzen schwierig war. Eine kleine Kohlmeise hüpfte ganz nah an die Musiker heran und es schien so, als würde auch ihr die Musik gefallen.
Das Stück „Ross Roy“ steht als Metapher für die Schulzeit, Komponist Jacob de Haan blickt dabei sowohl ein wenig melancholisch auf diese Zeit zurück, erinnert aber auch an die Späße und Streiche der Schulzeit. All das kann man aus dem vielfältigen Stück heraushören.
Mit „Puttin’ on the Ritz“ ging es Finger schnippend und mitreißend in die Pause. Auch in der zweiten Hälfte war der Bogen weit gespannt – von der traditionellen Szegediner Polka bis hin zur Ode über die „Wonderful World“ mit dem Gesang von Manfred Horcher und jeweils einem Best of Billy Joel und Coldplay. Begeisternd auch das sehr konzertante „The Times“ aus der Feder von Michiaki Takahashi mit den Teilen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Hinter „Sayonara“ steckte das bekannte „Nehmt Abschied Brüder“ in einer ungewohnten, etwas verspielteren Version.
Natürlich wurde die wieder einmal großartig aufspielende Stadtkapelle nicht ohne Zugaben entlassen. „Da geht einem das Herz auf, bei so viel schöner Musik“, schwärmte eine ältere Dame und sprach damit sicher vielen Besuchern aus dem Herzen.
© Echo Online, Astrid Wagner, 10.05.2023